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Autor Thema:Traumtour in Schmilka Thema geschlossen
Roland
Stiegengeher
Beiträge: 548
Permalink
Beitrag Traumtour in Schmilka
am 09.11.2018, 15:04

Für den 06.11. hatte ich eine Tour in den Schmilkaer Felskessel geplant. Dafür gabs drei Gründe: 1. das schöne November-Wetter, 2. die Fluchtwandstiege fehlte mir noch, und 3. hatte ich den Oberen Terrassenweg mit den zwei schmalen Felsbändern zwischen Rübezahlstiege und Lehnsteig lange nicht gemacht. Im Forumsbeitrag vom 22.10. "Mein Freund der schwarze Pfeil ..." wurde ja schon mehrfach über die zwei schmalen Stellen diskutiert, wie man die am besten macht, deshalb wollte ich dort mal ein Video drehen.

Los gings 8:15 am Parkplatz in Schmilka, den Heringsgrund hoch, dann rechts den Kletterzustieg bis zum Schneeberger Loch und zur Fluchtwand. Die Fluchtwandstiege hoch bis zu der Stelle, wo es gelaufen ist und gleich wieder runter, meinen Rucksack hatte ich unten gelassen. Nun den oberen der beiden Kletterzustiege rüber bis zum Schwarzen Horn und die Rübezahlstiege hoch. Am Ausstieg dann rechts über die 1. schmale Felsband-Stelle auf den oberen Terrassenweg. Am Märchenturm, dem 2. schmalen Felsband und der Feldschmiede vorbei zum Lehnsteig. Nun den Lehnsteig bis kurz vor den Reitsteig und links über die verschiedenen Kletterzustiege zu allen 4 Schneeberger Aussichten, laut Böhm-Karte sind es sogar 5. Von Süd nach Nord: Die 1. Aussicht ist die beim Heringsgrundhorn, die 2. ist das lange Felsriff am Märchenturm mit den zwei Spalten, über die früher zwei Brücken gingen. Die 3. und 4. Aussicht liegen beide zusammen auf einem Riff, die 3. ist der Blick zum Märchenturm, die 4. ist direkt über dem Schwarzen Horn und der Rübezahlstiege, unterhalb der Aussicht geht das erste schmale Felsband entlang. Die 5. Aussicht ist die zwischen Rübezahlstiege und Schneeberger Loch, mit Blick zur 80 Meter hohen Wenzelwand. Die Sonne schien auf die Felsriffe, es waren bestimmt 15°C, aber teils starker Wind, die Sicht war sehr diesig. Nachteil beim Fotografieren und Filmen: auch tagsüber stand die Sonne schon so tief, daß sie manchmal von vorn in die Kameralinse schien. Nun zurück zum Lehnsteig und den runter, links noch kurzer Abstecher zur Aussicht am Lehnriff. Den Lehnsteig weiter runter und nach Schmilka zurück, 16:15 am Parkplatz, insgesamt 8 Stunden.
Fazit: Alles Super, das Wetter, die Wege, die Aussichten, einfach eine Traumtour.

Anmerkungen zu den schweren Stellen:
Die Fluchtwandstiege ist nichts für normale Wanderer, leichtes klettern ist gefragt, Schwierigkeit 1. Mit Sicherung von oben aber unbedingt empfehlenswert, besonders für Kinder und Anfänger, kurz vor dem Ausstieg ist eine Abseilöse. Man kann teilweise im Kamin klettern, aber auch immer rechts an der Kante. Der Tiefblick und die ganze Aussicht dort ist einmalig. Ein großer Rucksack ist beim klettern hinderlich, den müßte man an einem Seil nachziehen.
Zu den zwei schmalen Felsband-Stellen am Oberen Terrassenband: Die 1. Stelle oberhalb der Rübezahlstiege geht sehr gut im Sitzen, man hat mit dem Hintern immer eine große Auflagefläche, wegrutschen kann man nicht. Am Anfang und am Ende kann man sogar mehrere Meter in leicht geduckter Haltung laufen. Die schmalste Stelle ist nur 1,5 Meter lang, und genau dort hat man in sitzender Stellung unten zwei Kerben für die Hacken beider Füße, aber unbedingt braucht man die nicht. Die Stelle im aufrechter Haltung zu probieren war mir zu unsicher, ich bin schließlich keine 50 mehr. Bin auf dem Band dreimal hin und her, um die ganze Begehung auf Video zu dokumentieren, die Kamera war dabei an einem Trekkingstock und der zusätzlich an einem Baum befestigt.
Die 2. schmale Stelle, nach dem Märchenturm: Die Stelle geht normal mit laufen, auf den letzten Metern kann man sich mit einer Hand links an der Wand abstützen, dann kommt schon die Stelle, wo unten rechts zwei kleine Felsblöcke liegen, auf die man runter muß, da sind links an der Wand zwei künstliche Löcher für die Hände zum festhalten und runtertreten, man kann auch springen. Aus der anderen Richtung, vom Lehnsteig kommend, kann man zuerst mit den zwei künstlichen Löchern gut von den zwei Felsblöcken zur Wand übertreten, dann zwei Schritte links und es wird leichter. Bedingung: trockener Fels und gute Sohle. Und man darf sich nicht von dem etwas schrägen Band
abschrecken lassen, die Reibung ist trotzdem sehr gut. Filmen konnte ich dort nur von einer Seite, auf der anderen Seite war nichts zum Kamera befestigen.

Und hier die Videoaufnahmen dazu, das 3. mit dem Oberen Terrassenband ist nicht gelistet bei Youtube:
Fluchtwandstiege: https://youtu.be/Hw4KvDdV6mA
Rübezahlstiege: https://youtu.be/5GqgMUME3DE
Oberes Terrassenband: https://youtu.be/5eSXZWJOQLg
Schneeberger Aussichten: https://youtu.be/iFR0LKjIYYk
Aussicht am Lehnriff: https://youtu.be/QHM5B4t11d8

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spreewolf
Stiegengeher
Beiträge: 981
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 09.11.2018, 16:38

Wow !! Klasse gemacht. Dankeschön 🙂

Mstreicher
Stiegengeher
Beiträge: 493
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 09.11.2018, 17:04

Hut ab, Roland, und vielen Dank für den hervorragend gemachten Beitrag. Sehr aussagekräftige Videos, auch ziemlich verlockend, die kritischen Stellen an der Oberen Terrasse zu versuchen (außer Fluchtwandstiege, da hat mich das Video "geheilt") ... Nochmals danke für die gewagten Videos bei dem Wind, bin froh, dass wir in Form des Beitrags den Beweis haben, dass du heil wieder heim gekommen bist 🙂

Roland
Stiegengeher
Beiträge: 548
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 09.11.2018, 18:03

Naja, so schlimm wars nicht. Vor 30 Jahren haben wir die schmalen Stellen mit dem schweren Kletterrucksack gemacht und dreimal waren wir auf dem Märchenturm. Aber ich war lange nicht dort gewesen und heute laß ich es etwas ruhiger angehen.

Andreas P.
Forums-Junkie
Beiträge: 1282
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 09.11.2018, 21:36

Zitat von Roland am 09.11.2018, 18:03
Naja, so schlimm wars nicht. Vor 30 Jahren haben wir die schmalen Stellen mit dem schweren Kletterrucksack gemacht und dreimal waren wir auf dem Märchenturm. Aber ich war lange nicht dort gewesen und heute laß ich es etwas ruhiger angehen.

Aha! Hab ich doch beim Zuschauen gleich gedacht: Wie der sich da langbewegt und mit welcher Selbstsicherheit der die Füße auf den schrägen Untergrund setzt, da kommt der doch bestimmt aus der vertikalen Fraktion. Aber einwandfrei, regelrechte Schulungsfilme, wer jetzt nicht weiß wie's geht ist selbst schuld 🙂
Ich bin sicher, dass ich da genau so problemlos lang laufen könnte - aber mit verbundenen Augen trau ich mich eben nicht 😉 Und in den Abgrund schauen? Muss ich jedenfalls nochmal probieren.
Danke für die Filme.

Wegewächt-
er
Forums-Junkie
Beiträge: 2590
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 11.11.2018, 09:48

Super gemachte Videos!

Hier gehe ich, ich kann nicht anders! (frei nach M.L.)

Sel
Stiegengeher
Beiträge: 345
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 11.11.2018, 09:52

Absolute Klasse! Aber erst mal muß man diese Stellen finden (Fluchtwandstiege) und dann schon höhentauglich sein. Von der Trittsicherheit traue ich mir ja einiges zu, aber mit der Höhentauglichkeit haperts dann. Ohne Rucksack könnte ich mir die eine oder andere Stelle mal ansehen. Aber dir das nachmachen - nee!
Also, danke für den wunderbaren Bericht. Habe ja deinen Kanal schon länger abboniert, ich gugg aber zu selten rein merke ich grade 🙂
Die Fluchtwandstiege steht bei mir auf dem Wunschzettel, aber ob ich die je machen werde, mich traue, das weiß ich nicht. Meine Wanderstiefel dürften für die Stiege auch untaugliches Schuhwerk sein.
LG André

Andreas P.
Forums-Junkie
Beiträge: 1282
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 11.11.2018, 17:00

Zitat von Sel am 11.11.2018, 09:52
... Meine Wanderstiefel dürften für die Stiege auch untaugliches Schuhwerk sein.
LG André

Ja, das dachte ich mir auch so, bei den weichen Leisetretern … hat er die auf der ganzen Tour an oder als Wechselschuhe dabei?

Markus
Stiegengeher
Beiträge: 429
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 11.11.2018, 19:53

Roland unser Vorturner! Hut ab 😎 Kenne niemanden von "uns", der dort so unaufgeregt langgehen würde, und dazu noch in einer Hand die Kamera. Eine Frage: Hat diese lustige Felsen-Statue einen Namen? Und zur Fluchtwandstiege noch eine Frage: Gehen da wirklich auch Kletterer mit Sack und Pack hoch, weil es ja durchgängig als KZ markiert ist. Oder ist es nur deswegen als KZ markiert, um der Stiege Legalität zu beschaffen?
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Roland
Stiegengeher
Beiträge: 548
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Beitrag Re: Traumtour in Schmilka
am 12.11.2018, 16:42

Der Einstieg zur Fluchtwandstiege ist einfach zu finden, er liegt ganz rechts am Fuß der Fluchtwand, paar Meter rechts der Zahl 283, an einer linksgeneigten Rampe, wenn man sich rechts davon etwas hoch stellt, erkennt man paar künstliche Tritte und zwei alte Eisenbügel. Die Fluchtwand wurde schon 1893 über den Alten Weg (1) erstbestiegen. Der Einstieg zum AW liegt in der Scharte zwischen Fluchtwand und Gerbingspitze. Es gibt zwei Möglichkeiten, dorthin zu kommen: 1. den Kletterzustieg vom Reitsteig, 200 m östlich des Frühstücksplatzes, absteigen in die bewachsene Schlucht zwischen Reitsteig und Wenzelwand und dann nach Westen bis zum Einstieg, oder 2. vom Fuß der Fluchtwand die heute so genannte Fluchtwandstiege hoch bis zur bewachsenen Schlucht und dann links zum Einstieg. Die Bezeichnung Fluchtwandstiege hat irgendjemand mal erfunden, ganz am Anfang hieß das nur Taleinstieg zum Alten Weg. Es wird wohl auch Kletterer geben, die das mit schwerem Rucksack machen, im Notfall vielleicht auch mit Kletterschuhen, sonst müßten die ja einen Riesenumweg machen, wenn sie von unten zum AW wollen.
Zu den Schuhen: Das muß jeder selber testen, welche Schuhe für ihn passend sind und in welchen man auch etwas rumklettern kann. Im Sommer habe ich zum Wandern immer solche Schuhe an, die auch im Video zu sehen sind, die stehen auch sehr gut auf Fels, auch kurze leichte Kletterei mit großen Tritten ist mal möglich. Bergschuhe ziehe ich nur zwischen November und März an.
Die lustige Fels-Statue neben der Feldschmiede heißt auf der DDR-Kletterführerkarte Kelchstein, siehe Karte unten. Mit dem Namen gibts ja noch mehr Felsen in der Sächsischen Schweiz, abgesehen vom großen Original in meiner Heimat Zittau/Oybin.
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